Die Dringlichkeit der Pressefreiheit wird umso deutlicher, als Journalist:innen, die über die Pandemie und ihre Folgen berichten,seit Beginn der Covid-19-Pandemie Angriffen von Covid-Leugnern ausgesetzt sind. Der nationale Sender NOS sah sich im Jahr 2020 gezwungen, sein Logo auf den Lieferwagen zu verstecken, mit denen die Reporter:innen durch die Niederlande fahren, weil sie mit Einschüchterungsversuchen von Protestlern gegen die niederländischen Covid-19-Maßnahmen konfrontiert wurden. Im Sommer 2021 warfen zwei Männer Molotowcocktails in das Haus des Journalisten Willem Groeneveld. Die beiden Männer waren Covid-Leugner und wollten den Journalisten, der Artikel gegen Verschwörungstheoretiker geschrieben hat, einschüchtern. Glücklicherweise wurde Groeneveld nicht verletzt, da es ihm gelang, das Feuer zu löschen, das durch die Molotowcocktails verursacht worden war.
Der Angriff auf Groeneveld war ein Tiefpunkt, aber er ist nicht der einzige Vorfall, bei dem Journalist:innen in den Niederlanden zur Zielscheibe werden. Im Jahr 2021 wurden 272 Journalist:innen bedroht oder angegriffen, während sie ihrer Arbeit nachgingen. Im Jahr 2020 war diese Zahl noch viel niedriger: 121. Da die Pressefreiheit eines der wichtigsten Themen für den NVJ ist, haben wir vor einigen Jahren PersVeilig (grob übersetzt: Presse sicher) gegründet. Dies ist eine gemeinsame Initiative von NVJ, der niederländischen Gesellschaft der Chefredakteure, der niederländischen Polizei und der Staatsanwaltschaft. Gemeinsam wollen wir die Position von Journalist:innen stärken, wenn sie mit Gewalt und Aggression auf der Straße oder in den sozialen Medien konfrontiert werden und wenn sie mit rechtlichen Schritten konfrontiert werden.
WIE MAN MIT AGGRESSION UMGEHT
PersVeilig bietet Journalist:innen und Medien verschiedene Dienste an. Wenn Journalist:innen mit Gewalt konfrontiert werden, können sie ein spezielles Protokoll befolgen, das von PersVeilig erstellt wurde. Das Protokoll sieht vor, dass Medienunternehmen im Namen von Journalist:innen, die mit Aggressionen konfrontiert werden, eine Polizeimeldung einreichen. Die Staatsanwaltschaft behandelt Polizeimeldungen über Gewalt gegen Journalisten mit hoher Priorität, und die Strafen für die Täter sind hoch. Darüber hinaus bietet PersVeilig Medienunternehmen und Journalist:innen einen Kurs an, in dem sie lernen, wie man mit Aggressionen umgeht und wie man möglicherweise gefährliche Situationen deeskaliert.
Es ist wichtig, dass wir mehr für den Schutz von Journalist:innen tun. Aus diesem Grund unterstützt der NVJ die internationale Mission der Media Freedom Rapid Response (MFRR) zur Sicherheit von Journalist:innen in den Niederlanden. Die Mission kartiert die abnehmende Sicherheit von Journalisten. Mit der Zunahme von Angriffen auf Journalist:innen erhält der Zustand der Pressefreiheit in den Niederlanden mehr und mehr internationale Aufmerksamkeit. Die internationale Mission zur Sicherheit von Journalist:innen in den Niederlanden wird aus Gesprächen mit Journalist:innen und Chefredakteur:innen, politischen Entscheidungsträger:innn, der Polizei und der Staatsanwaltschaft, Expert:innen und Parlamentsmitgliedern bestehen. Das Endergebnis ist ein umfassender Bericht über die Sicherheit von Journalist:innen in den Niederlanden, der zum Abschluss der Mission in einer internationalen Pressekonferenz vorgestellt werden soll.
Wir hoffen, dass der Bericht auch für Journalist:innen in anderen Ländern von Nutzen sein wird. Denn eine Gesellschaft kann nur frei sein, wenn die Pressefreiheit gewährleistet ist.
ANA KARADAREVIC
- VORSTANDSMITGLIED DES NVJ