Den Kampf um die Medien habe Israel schon längst verloren, heißt es. Wenn es einen Verlierer gibt, sodann die mediale Öffentlichkeit selbst. Denn diese wird weggebombt, wie noch nie in der Geschichte. 2022 meldete die CPJ 68 getötete Journalist*innen – und zwar weltweit! Jetzt sind wir nicht mehr soweit davon entfernt und das allein in innerhalb von 7 Wochen. Fazit: Für Journalist*innen ist der Nahost-Krieg der gefährlichste seit 30 Jahren.
(Updated 02.12.2023) – Mindestens 61 palästinensische Journalist*innen und Medienmitarbeiter wurden während des Krieges in Gaza getötet, mehrere wurden verletzt und andere werden vermisst. Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) und das Palästinensische Journalisten-Syndikat (PJS) verurteilen die Tötungen und die anhaltenden Angriffe auf Journalisten. Die IJF fordert eine sofortige Untersuchung der Todesfälle.
Auch die CPJ-Präsidentin Jodie Ginsberg ist empört über den Ausmaß des Krieges und die berichteten Todeszahlen. In ihrem Interview mit CBC-News sagte auch sie, dass das die tödlichste Phase für den Journalismus sei, den sie als Medienorganisation jemals in den letzten 30 Jahren dokumentiert haben. Durch die flächendeckenden Bombardements in Gaza sind besonders die palästinensischen Korrespondent*innen in Gaza gefährdet. Meistens werden sie die Opfer anstandsloser Bombardierungen.
Es gibt aber auch Fälle, wo Journalisten gezielt von IDF-Soldaten getötet werden. So im Falle Issam Abdallah’s etwa, der nach einem Artikel auf Übermedien mutmaßlich bei einem israelischen Angriff ums Leben kam. Es solle Indizien geben, dass dieser Angriff Abdallah und seinen Kollegen galt. Reporter ohne Grenzen hat deshalb dazu Strafanzeige beim Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte eingereicht. Auf Übermedien gibt es auch einen inhaltsreichen Podcast dazu.
Wenn ein Journalist aus dem Gazastreifen stirbt, gibt es niemanden, der ihn ersetzt
Wir müssen uns spätestens jetzt mit der Frage beschäftigen, ob die Dokumentierbarkeit von Gewalt nicht in Gefahr gerät. In einem Artikel der taz, fragt sich die Journalistin Hind Khoudary auf X zum Beispiel: „Werden wir jemals in der Lage sein, all diese Gewalt zu dokumentieren?“. Diese berechtigte Frage muss jetzt auf internationaler Ebene gestellt werden. Die mediale Sichtbarkeit der Tragödie mag uns nicht täuschen, die Unsichtbarkeit des anderen Schauplatzes aufzudecken, sollte nicht nur die Arbeit der palästinensischen Kolleg*innen sein. Denn sie sind auch nicht viele.