Der türkische Exiljournalist Cevheri Güven war heute ins Frankfurter Goethe Gymnasium eingeladen um im PoWi-Kurs (Politik und Wirtschaft) der Oberstufe einen Vortrag über die Türkei und die Pressefreiheit in dem Land zu halten. Nach dem Vortrag hatten die Schüler Gelegenheit dem ehemaligen Chefredakteur des inzwischen verbotenen Politmagazins „Nokta“ Fragen zu stellen.
Besonders interessant fanden es die Schüler, wie Güven sich nach zwei Monaten Haft zunächst versteckt hat und später gemeinsam mit seiner Frau und seinen zwei Kindern aus dem Land fliehen musste. Er erzählte, dass der Richter, der damals seine Freilassung angeordnet hatte heute genauso wie sein Rechtsanwalt im Gefängnis sitzen.
Schwerpunkt des Gastvortrags war die Pressefreiheit in der Türkei und wie diese mit der Zeit durch die Regierung von Erdoğan immer weiter eingeschränkt wurde. Je mehr Macht der Ministerpräsident und spätere Präsident bekam, desto mehr wurden die Freiheitsrechte in dem Land ausgebaut, so Güven
Auch bei dem Exiljournalisten hat die Veranstaltung für positive Gefühle gesorgt. Er war sehr verwundert, wie gut Jugendliche in Deutschland über die Lage in der Türkei informiert sind. Güven war gerührt als eine Schülerin ihn eine Frage über die sogenannten „Samstagsmütter“ gestellt hatte. Die Mütter, die seit 1995 Woche für Woche in Istanbul zusammenkommen und Gerechtigkeit für ihre „verschwundenen“ Angehörigen suchen.
Am Ende aber schien für alle klar: Autoritäre Regime nehmen die Pressefreiheit ins Visier um ihre Macht auszubauen. Und wo die Presse zum Schweigen gebracht wird, ist die Diktatur nicht weit entfernt. An diesem Tag hatten die Schüler der Oberstufe neben einem interessanten Vortrag auch etwas anderes zu feiern. Den 500. Jahrestag ihrer Schule. Wir gratulieren dem Goethe Gymnasium dazu.