Die Medien waren in den letzten Jahren stark von COVID-19 betroffen. Die Werbeeinnahmen gingen zurück und schwächten die bereits angeschlagene Branche wirtschaftlich. Die Menschen waren in dieser Zeit auf der Suche nach genauen und zuverlässigen Nachrichten. Qualitativ hochwertige und unabhängige Publikationen, die auf digitalen Plattformen veröffentlicht werden, haben Journalist:innen, die während der Pandemiezeit außerhalb ihrer Länder tätig waren, erfolgreich in ihr Land zurückgeholt.
Die Journalist:innen, die gezwungen waren, ins Exil zu gehen, waren das beste Beispiel dafür solidarisch zu sein: Sie haben in dieser schwierigen Zeit gezeigt, was es bedeutet zusammen zu halten.
Als die Journalist:innen ihre Heimatländer verließen, verloren sie ihre beiden wichtigsten Werkzeuge. Zum einen die Möglichkeit, in ihrer Muttersprache zu berichten, und zum anderen ihre Nachrichtenquellen. Der Mangel an fremdsprachigen Nachrichtenquellen zwingt sie, wie andere Flüchtlingskolleg:innen, neue Karrieren in anderen Berufsfeldern zu suchen. Einige Exil-Journalist:innen, zu denen auch ich gehöre, üben ihren Beruf als ..Journalist trotz aller Widrigkeiten” in verschiedenen Ländern der Welt weiter aus.
In dieser Ausgabe erfahren Sie, warum fünf Journalist:innen aus verschiedenen Ländern ihr Land verlassen mussten und wie sie sich wieder ans Leben klammern. Es gibt auch eine große Gruppe von Menschen, die glauben, dass es ihren Familien in den verlassenen Ländern schaden würde, und die deshalb ihre Artikel unter einem anderen Namen schreiben. Diese Menschen haben sich zu Recht geweigert, Interviews zu geben.
Nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) wurden in den ersten drei Monaten des Jahres 15 Journalist:innen getötet, nachdem die Taliban im letzten Quartal des vergangenen Jahres die Kontrolle über Afghanistan wiedererlangt hatten, Russland Anfang dieses Jahres in die Ukraine einmarschierte und Journalist:innen in Mexiko und Haiti zur Zielscheibe wurden.
Der hybride Krieg ist in vollem Gange, was bei den Desinformationskampagnen der pro-russischen Medien eine wichtige Rolle spielt. In Mexiko, das als eines der gefährlichsten Länder der Welt für Journalist:innen bekannt ist, ist es eine große Herausforderung mit der Bedrohung durch Organisationen des organisierten Verbrechens und der aggressiven und polarisierenden Rhetorik von Präsident Andres Manuel López Obrador unabhängigen Journalismus zu betreiben. In Haiti werden Journalist:innen erneut von Banden ins Visier genommen.
Die öffentliche Debatte wird durch die problematischen Beziehungen zwischen der Regierung und der Presse beeinflusst. Diese Spannungen verändern die Platzierung im jährlich veröffentlichten Pressefreiheitsindex. Leider unternehmen die Regierungen keine besonderen Anstrengungen, um an die Spitze des Indexes zu gelangen.
,,Die Presse muss die Freiheit haben, alles zu sagen, damit bestimmte Leute nicht die Freiheit haben, alles tun können.” Diese Aussage stammt von dem französischen Staatsmann, Diplomaten und Literaten Alain Peyrefitte. Das Ziel der autoritären Verwaltungen ist es, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Wenn man die Medien in Freiheit ihre Aufgabe ausüben lässt, werden sie zu einem unverzichtbaren Beschützer der Demokratien.
Als erstes und einziges mehrsprachiges Magazin der Welt, das sich für die Presse- und Meinungsfreiheit einsetzt, fordern wir die bedingungslose Freilassung unserer Kolleg:innen in verschiedenen Ländern und die Aufhebung von Gesetzen, die die Meinungsfreiheit kriminalisieren.
Alles Gute zum Welttag der Pressefreiheit am 3. Mai!