Journalist Post bringt die Probleme von Journalist*innen in vielen Ländern der Welt auf die Tagesordnung. Keiso Mohloboli, eine Journalistin aus Lesotho, einem kleinen Land im südlichen Afrika, ist eine von ihnen. Mohloboli, die ihr Land verlassen musste, berichtete der Journalist Post von ihren Erfahrungen.
Ein Interview von Laila Müller.
Lesotho ist ein kleines Land im südlichsten Teil Afrikas und seine Landesgrenzen sind komplett von der Republik Südafrika umschlossen. Wie in anderen afrikanischen Ländern sind auch in Lesotho Journalisten Opfer von Übergriffen. Belästigungen und körperliche Angriffe auf Journalisten nehmen von Tag zu Tag erheblich zu. In Lesotho gibt es fast keine Pressefreiheit. Die Medien sind also nicht unabhängig.
Die Übergriffe auf die Medien haben sich im Laufe der Jahre zu einem immer wiederkehrenden Phänomen entwickelt. In so einem Zustand ist es schwer, einen demokratischen Lebensstandard zu erwarten. Wir haben mit der preisgekrönten Journalistin Keiso Mohloboli über den Journalismus in Lesotho gesprochen.
Wie sind Sie Journalistin geworden? Gibt es einen besonderen Fall, der Sie als Journalistin zu dem gemacht hat, wer Sie heute sind?
Bevor ich Journalistin wurde, wollten meine Eltern, dass ich Krankenschwester, Lehrerin oder Buchhalterin werde. Sie haben mich immer entmutigt, wenn ich meine Liebe zum Journalismus zum Ausdruck brachte. Also habe ich an einer Krankenpflegeschule in Lesotho angefangen, um meine Familie zufrieden zu stellen. Nach kurzer Zeit habe ich das jedoch abgebrochen, weil es mir nicht gefallen hat.
Während zu Hause die Lage wegen meines Schulabbruchs angespannt war, gab mir der erfahrene Journalist Kekeletso Motopi, der Herausgeber der Zeitung „The Monitor“, die Chance, eine Geschichte zu schreiben. Dort sammelte ich meine ersten Erfahrungen. Ich hatte das Glück, von einer Mentorin betreut zu werden. In der Medienbranche, in der die Dominanz der Männer deutlich zu spüren ist, gab sie mir die Möglichkeit, als Frau harte Geschichten zu schreiben. Während ich arbeitete, absolvierte ich zeitgleich eine journalistische Ausbildung.
Dank dem World Learning Stipendium hatte ich die Möglichkeit bei der Los Angeles Times im Bereich des investigativen Journalismus zu arbeiten. Dort habe ich vieles gelernt, was in Nachrichtenzentren nicht erlernt werden kann.
Wie trat Ihre Liebe zum Journalismus hervor? Haben Sie auch vor Ihrem Exil schon die Meinungsfreiheit verteidigt?
Ich glaube, meine Leidenschaft für den Journalismus wird nie erlöschen. Ich sage neugierigen jungen Journalist*innen immer, dass Journalismus ein Lebensstil ist, kein Job. Ich habe mich für den Journalismus entschieden, weil er meine Perspektive auf das, was ich tue, verändert. Das Sammeln von Informationen, das Führen von Interviews und das Schreiben ist wie ein Leben für
die Ewigkeit, es ist eher so, als würde man das reale Leben verlassen und immer im Universum existieren. Nicht nur, dass ein Stift mächtiger ist als ein Schwert, der Journalismus ist etwas, was zeigt, wer ich bin.
Bevor ich ins Exil ging, habe ich mich nicht viel mit der Frage der Pressefreiheit beschäftigt. Ich habe jedoch im Exil aktiv an Kampagnen teilgenommen, die vom Medieninstitut des südlichen Afrikas (MISA-Lesotho) zum Schutz der Meinungsfreiheit organisiert wurden.
Können wir sagen, dass es in Lesotho Pressefreiheit gibt?
In Lesotho gibt es fast keine Pressefreiheit. Die Medien sind nicht unabhängig. Wie in anderen afrikanischen Ländern sind auch in Lesotho Journalisten Opfer von Übergriffen. Belästigungen und körperliche Angriffe auf Journalisten nehmen von Tag zu Tag erheblich zu.
In der Zeit von 2013 bis 2016, als ich im Exil war, wurden Klagen gegen mich eröffnet. Die Folterung und Ermordung eines Journalisten im November letzten Jahres nach einem Artikel, den er über den Waffenhandel geschrieben hatte, sind nur zwei Beispiele für Gewalt gegen Journalisten in diesem Land.
Es wird ein gesetzlicher Rahmen in Lesotho benötigt, der für die Gewährleistung der freien und effektiven Arbeit der Medien dient.
Sie wurden wegen einem Artikel verhört. Wie haben Sie sich als Journalistin dabei gefühlt?
Am 23. Juni 2016 wurde in der Lesotho Times ein Artikel von mir über den Armeechef Generalleutnant Tlali Kamoli veröffentlicht. Ge- gen 17:00 Uhr abends rief mich die Polizei an, um herauszufinden, wo ich mich befand. Kurz darauf suchten zwei Polizeibeamte mich in meiner Wohnung auf und brachten mich auf die Polizeiwache. Dort wurde ich von sechs Polizisten verhört.
Ich wurde nicht beschuldigt; nur einer der stellvertretenden Kommissare sagte mir, dass der Armeechef sehr verärgert darüber sei, was ich über ihn geschrieben hatte. Es gab keine Anschuldigungen, sie sagten nicht, dass ich irgendwelche Gesetze gebrochen hätte. Nur die Wut des Generalleutnants verursachte dieses peinliche Verhör.
Sie beschlagnahmten mein Telefon, weil sie wollten, dass ich meine Informationsquellen preisgebe. Sie lehnten meine Bitte um einen Anwalt ab. Sie erlaubten mir nicht, dass ich etwas trinke, esse und auf die Toilette gehe. Meinem besonderen Bedarf an Hygieneartikeln als Frau wurde nicht entsprochen. Aufgrund dessen wurde ich tatsächlich bakteriellen Infekten ausgesetzt.
Was wünschen Sie sich für die Pressefreiheit in Lesotho für die kommenden Jahre?
In Lesotho bedarf es eines günstigen rechtlichen Rahmens, der es den Medien ermöglicht, freier und effektiver zu arbeiten. Ich träume von unabhängigen und freien Medien. Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist ein wichtiges Menschenrecht, damit eine Gesellschaft demokratisch sein kann. Sie sorgt für den freien Austausch von Ideen, Meinungen und Informationen und ermöglicht es so den Mitgliedern der Gesellschaft, sich ihre eigene Meinung zu Fragen von öffentlicher Bedeutung zu bilden. Das Recht auf freie Meinungsäußerung dient der öffentlichen Debatte und unterstützt eine freie und unabhängige Presse im Hinblick auf ein transparentes Funktionieren des Staates.
Auf der Welt gibt es viele im Exil lebende Journalist*innen. Was möchten Sie diesen im Exil lebenden Menschen sagen?
Es ist als Frau im Exil nicht leicht, ein Leben zu führen. Eine angemessene Unterkunft zu finden, Lebensmittel zu bezahlen und die Trennung von der Familie sind nur einige der Schwierigkeiten, mit denen man fertig werden muss. Während meiner Zeit im Exil war ich zwei Jahre von meinem autistischen Sohn getrennt. Dadurch habe ich erkannt, dass es keine Geschichte gibt, die mein Leben wert ist.
Wenn Sie von Ihren Kindern getrennt sind, nehmen Sie Ihre Kinder mit der Unterstützung von Menschenrechtsorganisationen mit. Lassen Sie sich niemals durch Ihre Arbeit von Ihren Kindern trennen. Wenn Sie zulassen, dass Sie wegen ihres Jobs ohne Ihre Kinder ins Exil gehen müssen, werden Sie nie genug Zeit haben, um die Lücken für die Tage zu füllen, an denen Sie von Ihren Kindern getrennt gelebt haben.
* Keiso Mohloboli studierte Journalismus am Polytechnic of Namibia, an der University of the Witwatersrand in Südafrika und bei ALISON. Sie ist eine preisgekrönte Investigativjournalistin, die über allgemeine Gesundheitsthemen, die Stärkung von Frauen und Mädchen, politische Parteien und Gewalt gegen Frauen berichtet. Sie schreibt für lokale Medien wie Mopheme, The Monitor, The Informative, Lesotho Times, Sunday Express und Public Eye. Sie ist auch Medientrainerin beim TechCamp. Wegen ihren Artikeln musste sie ihr Land verlassen, weil sie von 2016 bis 2018 in Lebensgefahr war.