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Journalistinnen sind besonders gefährdet

SUSANNE KÖHLER / GERHARD KELLER

Journalistinnen sind besonderen Gefährdungen ausgesetzt. Coalition For Women In Journalism (CFWIJ) registrierten im vergangenen Jahr zahlreiche Morde,
körperliche Angriffe und Behinderungen vor Ort, sexistische und körperliche Angriffe, Gewaltandrohungen und Einschüchterungen.

Im Jahr 2020 dokumentierte CFWIJ 716 Bedrohungen gegen Journalistinnen weltweit, im Vergleich zu 291 Fällen im Jahr 2019. Furchteinflößende Online-Trolle, verbale und körperliche Belästigung am Arbeitsplatz sind die eine Seite. Auch von staatlicher Seite wird Frauen das Leben und ihre Arbeit schwer gemacht – durch rechtliche Schikanen, willkürliche Verhaftungen, Ausweisungen. Hundert Journalistinnen sitzen aktuell in Gefängnissen, einige berichten über Folter während ihrer Inhaftierung. Und das Jahr 2021 hat schlecht angefangen: Von Januar auf Februar stieg die Zahl der von CFWIJ erfassten Fälle um über 30 % auf 97 Fälle.

Die Türkei, der Iran, China und Saudi-Arabien sind die Länder mit den meisten inhaftierten Journalistinnen. Ein weiterer Hotspot ist Weißrussland: Über 20 Journalistinnen wurden dort wegen ihrer Berichterstattung über die Proteste nach den gefälschten Wahlen inhaftiert. Zum diesjährigen Frauentag hat unser Kunstprojekt WAHRHEITSKÄMPFER gemeinsam mit CFWIJ 7 mutige Journalistinnen gewürdigt, die aktuell in der Türkei eingesperrt sind. Darüber hinaus haben wir ein Poster veröffentlicht, das 29 Portraits inhaftierter Journalistinnen versammelt. Eine Mitmach-Aktion auf unserer Webseitewww.wahrheitskaempfer.de fordert dazu auf, diesen Frauen ins Gefängnis zu schreiben und sie dadurch zu stärken. Zum Beispiel an die Kurdin Hatice Duman, die am längsten inhaftierte Journalistin weltweit. 2003 wurde sie zusammen mit ihrem kleinen Sohn festgenommen. Die türkischen
Behörden warfen der damals 29-jährigen vor, Propaganda für eine verbotene kommunistischen Partei zu betreiben. Weitere Vorwürfe: der Besitz gefälschter Ausweispapiere, gestohlener Waffen und ein Banküberfall. Duman wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Die belarusische Reporterin Katsiaryna Barysevich sitzt seit November 2020 im KGB-Untersuchungsgefängnis in Minsk. Sie hatte über die Ermordung von Raman Bandarenka berichtet, der auf einer regierungskritischen Demonstration zu Tode geprügelt wurde.

Die Philippina Maria Ressa ist Mitbegründerin der Nachrichtenplattform RAPPLER mit mehr als 100 Journalist:innen. Sie war fast zwei Jahrzehnte leitende Investigativreporterin von CNN. Mehrfach wurde sie verhaftet und wieder auf Kaution entlassen. 2020 wurde Ressa in einem Fall von „Cyber Verleumdung“ für schuldig befunden. Ressa kritisiert Präsident Duterte, seinen „Krieg gegen Drogen“ und seinen Aufruf zu Selbstjustiz. Die Flut von hasserfüllten Angriffen in den sozialen Medien trifft sie regelmäßig. Inzwischen bauen die 45 internationalen Künstler:innen von WAHRHEITSKÄMPFER e. V. ihr internationales Netzwerk weiter aus: zur NGO „Libereco – Partnership for Human Rights“, die sich für den Schutz der Menschenrechte in Belarus und der Ukraine einsetzt, zum „Netzwerk Recherche“, der philippinischen Journalistengewerkschaft NUJP und der Datenbank Shahit.biz, die sich auf die bedrohten Uiguren in Xinjiang, China spezialisiert hat. Immer mehr geflohene Künstler:innen aus den betroffenen Ländern schicken uns Porträts. Unser Denkmal der Pressefreiheit umfasst über 400 Porträts. Werden auch Sie Teil unseres Projektes.

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