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Belarus: Eine gnadenlose Niederlage und das Jahr des Auferstehens

BORIS GORETSKY BELARUSIAN ASSOCIATION OF JOURNALISTS

Im letzten Jahr zerstörte die belarussische Regierung fast alle unabhängigen gesellschaftspolitischen Medien in Belarus. Etwa 30 Journalisten
wurden hinter Gittern gebracht. Viele Medien mussten das Land verlassen, damit sie weiterarbeiten können und ihre Zielgruppe nicht verlieren.
Vor einem Jahr protokollierte die „Belarusian Association of Journalists“ einen massiven Anstieg der Unterdrückung gegen die Journalisten in ihrem Land. Am Anfang sah es so aus, als ob die Hunderten Verhafteten und Verprügelten, die Schusswunden und willkürlichen Inhaftierungen das Schlimmste wären, das den Journalismus in Belarus treffen könnte. Aber geschehen ist doch viel mehr.

Letztes Jahr im November waren die Autoritäten erfolgreich, die Sonntag-Massenproteste abzuschaffen. Dann begannen die Sicherheitskräfte die Journalisten gezielt zu unterdrücken und zu verfolgen. Nachdem einer der Proteste aufgelöst wurde, haben sich Hunderte von Menschen in ihren Wohnungen und Kellern eingeschlossen, wo sie sich versteckten. Die Sicherheitskräfte suchten den Bezirk „Ploshchad Peremen“ die ganze Nacht ab, wo der
oppositionelle Aktivist Roman Bondarenko zu Tode verpügelt wurde. Die ganze Nacht versteckten sich die Menschen, einschließlich der Journalisten, vor den Sicherheitskräften in Kellergeschossen.

Am gleichen Tag wurden Dutzende von Journalisten in Polizeigewahrsam genommen. Katsiaryna Andreyeva und Daria wurden zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie den Protest im Belsat TV live übertrugen. Ab diesem Tag fi ngen die Autoritäten an, die Medien komplett zu zerstören. Mehr als 150 Redaktionsbüros und Wohnungen wurden durchsucht, viele Menschen verfolgt und 28 Journalisten verhaftet. Während des Frühlings und Sommers zerstörten die Autoritäten alle großen unabhängigen Medien und das bekannteste Medium Belarus TUT.BY wurde erst gesperrt, danach als „extremistisch“ abgestempelt. 14 Mitarbeiter:innen, vor allem die Chefredakteurin Marina Zolotova, befi nden sich seit Mai im Gefängnis

NEUES LEBEN
Die beliebtesten Medien brachten endlich wieder die Kraft auf, um aufzuerstehen. Die meisten großen Nachrichtenredaktionen zogen in Nachbarländer um und nahmen ihre Arbeit trotz der Inhaftierung ihrer Redakteure wieder auf. TUT.BYTeam drückte auf den Knopf für das Zerkalo.io Projekt. Auch „Naşa Niva“, „Euroradio“ (europäischer Rundfunk für Belarus), Belsat TV als TV-Kanal, Kyky.org als Verlag fingen wieder an.

Während des Umzugs betrafen die Redaktionsbüros und Journalisten eine Reihe von Herausforderungen: Vorenthaltung der Werbeeinnahmen ihrer Medien, Schwierigkeiten am neuen Ort und während des Umzugs, Wiederaufbau des redaktionellen Prozesses. Außerem konnten nicht alle Journalisten eine neue Arbeit finden. Kollegen zu helfen ist eine der Hauptaktivitäten der Belarusian Association of Journalists. Es muss auch nicht immer eine große Hilfe sein. Manchmal kontaktieren unsere Kollegen uns aus anderen Ländern unter der press@baj.by E-Mail-Adresse. Sogar diese kleine Hilfe kann für einen belarussischen Journalisten hilfreich sein, der in Schwierigkeiten geriet.

Das Positive in dieser Geschichte ist, dass das belarussische Publikum die Arbeit unterstützt und die Wahrheit sucht. Leserquoten zeigen, dass es einen stabilen Anstieg bei der Anzahl der Menschen gibt, welche die neugestalteten und unabhängige Medien nutzen. Die belarussische Bevölkerung legt weiterhin viel Wert auf qualitativ hochwertigen und unabhängigen Journalismus, was für auf eine bessere Zukunft hoffen lässt.

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